Kreativ

Grüner Maßnahmenstaat verinnerlicht

In der Reihe „Montagsgespräche“ der Halleschen Paulus-Gemeinde stellte Ernst Paul Dörfler kürzlich sein Buch aus dem Jahre 2021 vor – „Aufs Land: Wege aus Klimakrise, Monokultur und Konsumzwang“.

Während der „Corona-Krise“ geschrieben, enthält das Buch auch ein Kapitel „Pandemien verstehen und vermeiden“. Hauptthema ist aber das Weltklima und wie es vom deutschen Michel „gerettet“ werden soll. Überraschung – durch Verzicht des Einzelnen, aufs Land ziehen und Selbstversorger werden. Nachhaltigkeit leben und weniger konsumieren. Auf dem Land stehen zwei Millionen Wohnungen leer, alle Menschen können in homeoffice arbeiten oder mit „Bürgergeld hartzen“. Wer weniger verdient, hat einen geringeren ökologischen Fußabdruck und kann weniger mit dem eigenen SUV vor dem Bio-Supermarkt vorfahren und den Kofferraum vollladen.

Zwänge und künstlich erzeugte Knappheiten mit den entsprechenden Preiserhöhungen sollen der Weg zu Klima“rettung“, Tierwohl und eigener Gesundheit sein. Wobei Dörfler verschweigt, dass Großstädte und ihre Speckgürtel längst die größere Artenvielfalt zu bieten haben, im Gegensatz zu den durch Intensiv-Landwirtschaft geprägten Landgemeinden. Perspektiven für ein freieres, umwelt- und klimafreundliches Leben habe ich an jenem Abend nicht gehört, nur altbackene Askese-Predigten. Bei all der Klima-Hysterie kommt der eigentliche Umweltschutz immer mehr unter die Räder. Die grüne Fixierung auf einzelne Technologien ist ein verhängnisvoller Irrweg.

Technologieoffenheit?

Mittlerweile ist als gesichert anzunehmen, dass die sommerlichen Dürren maßgeblich durch die immer größeren Windkraftanlagen verursacht werden, Stichwort windstilling. Die Windenergie atlantischer Tiefdruckgebiete wird abgeschöpft, stabile Hochdruckgebiete bleiben übrig und bestimmen über Monate das Wettergeschehen. Und riesige Solaranlagen blockieren zusätzlich die Kaltluft-Entstehung auf ehemals offenen Flächen, wie in Trotha zu beobachten. Von den sozialen Verwerfungen der geplanten und gebauten Katastrophen war auch nicht die Rede. Es gab nur immer weitere Varianten des Spruches vom Wasser predigen und Wein trinken. Unverständlich auch, wie Dörfler auf die Idee kommt, dass Deutschland ein reiches Land sei.

Auf dem Rückweg von der Veranstaltung musste ich an der Straßenbahn-Haltestelle mit ansehen, wie ein alter Herr mit seiner Krücke eine Pfandflasche aus dem Abfallbehälter angelte. Man muss auf der einen Seite mit der Gehhilfe die Flasche hochdrücken und mit der Hand auf der anderen Seite nach ihr greifen. So habe ich an diesem Abend doch noch etwas gelernt. (D. S.)

Ernst Paul Dörfler. Aufs Land: Wege aus Klimakrise, Monokultur und Konsumzwang. Hanser Berlin 2021. 22,- €

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